Digitale Narben
Ein Blick. Starr, dunkel, übergroß. Wie durch eine Brille, die nicht zum Sehen, sondern zum Verbergen gemacht ist. Die Gesichter in Neurogrind wirken vertraut – und doch wie aus einer anderen Zeit. Einer, in der Erinnerungen nicht verblassen, sondern gespeichert werden. Knochig, technisch, berührend.
Jede Figur scheint im Moment eines inneren Erwachens eingefroren zu sein. Als hätte sie eben erst verstanden, dass sie mehr ist als ihre Verkabelung, mehr als Haut, Metall und Daten. Dass da etwas ist, das sich nach Wärme sehnt. Nach Bedeutung im Maschinengewitter.
Der Titel der Serie spricht Bände: Datenkult, Kalibrierte Sehnsucht, Rote Daten, kaltes Blut. Worte wie Diagnosen. Aber auch wie Gedichte aus der Zukunft.
Was heißt es, fühlend zu funktionieren? Ist Schmerz ein Beweis für Existenz, oder bloß ein Messwert?
Mit jedem Werk in dieser KI-Kunstserie entstehen digitale Narben – als stille Spuren auf künstlicher Haut. Sie erzählen von Transformation und Verlust, von Identität zwischen Code und Körper. Farbwende wird hier zur Schnittstelle: zwischen Maschine und Mythos, Oberfläche und Innerstem.
Vielleicht liegt genau darin die Kraft dieser Kunst: dass sie uns nicht erklärt, was wir sehen – sondern uns auffordert, selbst zu spüren, was noch fehlt.